So wich­tig wie die Ein­nah­men eines Unter­neh­mens sind sei­ne Aus­ga­ben. Des­halb kommt neben dem Ver­trieb auch dem Ein­kauf eine zen­tra­le Funk­ti­on zu. Wäh­rend Ers­te­rer jedoch meist genau gesteu­ert und kon­trol­liert wird, wird der Ein­kauf häu­fig ver­nach­läs­sigt – zumin­dest ein Teil­ge­biet des Einkaufs.

Denn Ein­kauf ist nicht gleich Ein­kauf. Man unter­schei­det den direk­ten und den indi­rek­ten Ein­kauf. Das Opti­mie­rungs­po­ten­zi­al des Indi­rect Pro­cu­re­ment wird häu­fig nicht erkannt – und das, obwohl Unter­neh­men hier erheb­lich Kos­ten spa­ren und damit ihren Gewinn stei­gern können.

Direkter und indirekter Einkauf: Was ist was?

Die Begrif­fe direk­ter Ein­kauf und indi­rek­ter Ein­kauf geben schon einen ers­ten Auf­schluss dar­über, was hin­ter ihnen steckt. Aber es lohnt sich, einen genaue­ren Blick auf die bei­den Pro­cu­re­ment-Berei­che zu werfen.

Direkter Einkauf

Im direk­ten Ein­kauf wer­den alle Res­sour­cen beschafft, die zur Her­stel­lung eines Erzeug­nis­ses eines Unter­neh­mens oder zur Bereit­stel­lung sei­ner Dienst­leis­tun­gen benö­tigt wer­den. Für den Möbel­bau­er sind das etwa Holz, Schrau­ben und Leim.

Ent­schei­dun­gen im Direct Pro­cu­re­ment haben nicht nur Aus­wir­kung auf die erwirt­schaf­te­ten Erträ­ge, son­dern auch auf das Erleb­nis der Kund­schaft und dem Ruf des Herstellers.

Etwa 70 bis 85 Pro­zent des Ein­kaufs ent­fal­len auf direk­te Ein­käu­fe aus. Er wird zen­tra­li­siert in der Ein­kaufs­ab­tei­lung gesteu­ert. Weil sein Anteil so hoch ist, steht er häu­fig im Mit­tel­punkt von Kosteneinsparungsmaßnahmen.

Indirekter Einkauf

Die Beschaf­fung von Mate­ri­al, das nicht in die Erzeug­nis­se ein­geht oder für Dienst­leis­tun­gen erfor­der­lich ist, bezeich­net man als indi­rek­ten Ein­kauf. Es sind Güter und Waren, die nicht wei­ter­ver­kauft wer­den, son­dern für inter­ne Abläu­fe im Unter­neh­men bleiben.

Der indi­rek­te Ein­kauf mag nicht so vor­der­grün­dig wich­tig sein wie das Mate­ri­al zur Her­stel­lung, ist aber den­noch essen­zi­ell. Ohne die Res­sour­cen, die der indi­rek­te Ein­kauf beschafft, könn­te ein Unter­neh­men nicht fortbestehen.

Bei­spie­le für indi­rek­ten Ein­kauf sind etwa:

  • Betriebs- und Büroausstattung
  • Maschi­nen und Werkzeuge
  • Ver­brauchs­ma­te­ri­al wie Reinigungsmittel
  • Hard- und Software
  • Dienst­leis­tun­gen wir Repa­ra­tur­ar­bei­ten oder Marketing

Der indi­rek­te Ein­kauf macht je nach Unter­neh­men zwi­schen 15 und 30 Pro­zent des Ein­kaufs aus. Er ist häu­fig dezen­tra­li­siert orga­ni­siert. Das heißt, jede Fach­ab­tei­lung beschafft sich selbst die Res­sour­cen, die sie benötigt.

Auch wenn der indi­rek­te Ein­kauf einen gerin­ge­ren Anteil an Inves­ti­tio­nen aus­macht, so kön­nen zu hohe Kos­ten doch den Unter­neh­mens­ge­winn schmä­lern. Denn sie kön­nen aus Wett­be­werbs­grün­den oft nicht durch höhe­re End­kun­den­prei­se aus­ge­gli­chen werden.

Direkter vs. indirekter Einkauf: Was ist wichtiger?

Was ist nun wich­ti­ger, um den Gewinn zu maxi­mie­ren – direk­ter oder indi­rek­ter Ein­kauf? Tat­säch­lich ist es kein Ent­we­der-oder. Bei­de Berei­che des Ein­kaufs sind wich­tig. Bei pro­dukt­ori­en­tier­ten Unter­neh­men ergän­zen sich direk­ter und indi­rek­ter Ein­kauf und schaf­fen ein Gleich­ge­wicht für einen rei­bungs­lo­sen Betriebs­ab­lauf. Für ein dienst­leis­tungs­ori­en­tier­tes Unter­neh­men spielt der indi­rek­te Ein­kauf die grö­ße­re Rolle.

Fest­zu­hal­ten ist: Beim indi­rek­ten Ein­kauf gibt es häu­fig viel Opti­mie­rungs­po­ten­zi­al, weil er meist dezen­tral und intrans­pa­rent orga­ni­siert ist.

Die entscheidende Veränderung: Indirekten Einkauf strategisch angehen

War­um haben weni­ge Unter­neh­men den indi­rek­ten Ein­kauf bei Kos­ten­op­ti­mie­rungs­maß­nah­men auf dem Schirm? Das mag dar­an lie­gen, dass der Teil­be­reich weni­ger sicht­bar und damit weni­ger kon­trol­lier­bar ist. Häu­fig gilt er auch als zu kom­plex oder zu unbe­deu­tend. So wer­den sei­ne Aus­wir­kun­gen auf das Geschäfts­er­geb­nis leicht unterschätzt.

Rich­ti­ger ist aber: Indi­rect Pro­cu­re­ment hat das Poten­zi­al, den Gewinn eines Unter­neh­mens zu stei­gern. Stra­te­gi­scher indi­rek­ter Ein­kauf zu güns­ti­gen Kos­ten kann ein Wett­be­werbs­vor­teil sein. Denn im direk­ten Ein­kauf bie­ten Her­stel­ler oft weni­ger Verhandlungsspielraum.

Unter­neh­men soll­ten den indi­rek­ten Ein­kauf also genau­so stra­te­gisch ange­hen wie bei der Beschaf­fung von Mate­ri­al für ihre Erzeug­nis­se oder Dienst­leis­tun­gen. Kon­kret bedeu­tet das, sie sollten:

  • Ver­trä­ge zu Ein­kaufs­be­din­gun­gen schließen
  • Rabat­te ausnutzen
  • Lie­fer­kon­di­tio­nen optimieren
  • ver­güns­tig­te Prei­se aushandeln
  • Lie­fe­ran­ten bündeln

Weni­ger rat­sam ist es hin­ge­gen, den direk­ten und indi­rek­ten Ein­kauf als deckungs­gleich zu betrach­ten und orga­ni­sa­to­risch so zu behan­deln. Denn durch per­so­nel­le Kopp­lung fällt stra­te­gi­scher indi­rek­ter Ein­kauf schwie­ri­ger, da das ope­ra­ti­ve Tages­ge­schäft häu­fig drin­gen­der und res­sour­cen­in­ten­si­ver ist.

Herausforderungen im indirekten Einkauf

Die gro­ße Her­aus­for­de­rung im Indi­rect Pro­cu­re­ment liegt dar­in, Mate­ria­li­en und Dienst­leis­tun­gen effi­zi­ent, kos­ten­güns­tig und recht­zei­tig zu beschaf­fen. Bei der Opti­mie­rung des Indi­rect Pro­cu­re­ment stel­len sich Unter­neh­men eini­ge Hür­den in den Weg:

  • an Bestel­lun­gen sind vie­le Betei­lig­te involviert
  • es müs­sen vie­le ver­schie­de­ne Waren ver­schie­dens­ter Kate­go­rien beschaf­fen werden
  • Beschaf­fungs­teams man­gelt es oft an Erfahrung
  • Häu­fig man­gelt es an Datentransparenz

Eine wei­te­re gro­ße Schwie­rig­keit ist das soge­nann­te Maverick Buy­ing. Das bezeich­net die Tat­sa­che, dass der Groß­teil der indi­rek­ten Mate­ria­li­en von der jewei­li­gen Fach­ab­tei­lung selbst bezo­gen wird, ohne die Ein­kaufs­ab­tei­lung ein­zu­be­zie­hen: Das Sekre­ta­ri­at bucht selbst­stän­dig Geschäfts­rei­sen, die IT-Abtei­lung bezieht Fremd­dienst­leis­tun­gen und das Mar­ke­ting nutzt sein Bud­get, um Agen­tu­ren zu engagieren.

Die Fol­ge ist, dass kei­ne Rah­men­ver­trä­ge genutzt und Ange­bo­te schlecht ver­han­delt wer­den. Ein­kaufs­teams erken­nen Kos­ten­ein­spa­run­gen nicht. Häu­fig kommt es zu ungüns­ti­gen Ver­trags­ver­län­ge­run­gen ohne Über­prü­fung der Kon­di­tio­nen und Dienst­leis­ter. Es ent­ste­hen hohe Kos­ten, die ver­mie­den wer­den könn­ten, wenn die Bestel­lun­gen von der Ein­kaufs­ab­tei­lung getä­tigt würden.

Vor dem Hin­ter­grund die­ser Her­aus­for­de­run­gen soll aber ein Vor­teil nicht uner­wähnt blei­ben: Bei Gemein­kos­ten gibt es, anders als im direk­ten Ein­kauf, in der Regel vie­le Anbie­ter bzw. Her­stel­ler und spe­zi­fi­zier­te und kon­stan­te Anfor­de­run­gen an Pro­duk­te und Dienstleistungen.

Optimierungsmöglichkeiten im indirekten Einkauf

Wie viel kann man durch Opti­mie­rungs­maß­nah­men aus dem indi­rek­ten Ein­kauf her­aus­schla­gen? Stu­di­en zu fol­ge min­des­tens 15 Pro­zent. Es gibt also ganz klar mar­kan­te Ein­spa­rungs­po­ten­zia­le, die sich auf den Gewinn auswirken.

Wie­so wer­den sie dann nicht mehr genutzt? Das liegt vie­ler­orts dar­an, dass Ein­kaufs­ab­tei­lun­gen mit dem direk­ten Ein­kauf bereits aus­ge­las­tet sind und nicht dazu kom­men, sich auf Gemein­kos­ten zu fokus­sie­ren. Je stra­te­gi­scher aller­dings beim indi­rek­ten Ein­kauf vor­ge­gan­gen wird, des­to grö­ßer der Mehr­wert, den ein Unter­neh­men für sich erwir­ken kann.

Dafür müs­sen Unter­neh­men grund­le­gend ändern, wie sie über den indi­rek­ten Ein­kauf den­ken. Ein nied­ri­ger Ein­kaufs­preis allein ist nicht ent­schei­dend. Eben­so wich­tig sind ver­bun­de­ne zusätz­li­che Kos­ten, z. B. War­tung oder Energieverbrauch.

Fol­gen­de Maß­nah­men sind für die Opti­mie­rung des indi­rek­ten Ein­kaufs entscheidend:

  • einen Umset­zungs­plan mit Ein­spa­rungs­zie­len und klar defi­nier­te Rol­len und Zustän­dig­kei­ten aufsetzen
  • einen Ver­wen­dungs­zweck für Ein­spa­run­gen festlegen
  • Con­trol­ling und Report­ing (mit geeig­ne­ter Soft­ware) betreiben

Fallbeispiel: Sechsstellige Einsparungen im Bereich Gebäudereinigung

Gebäu­de­rei­ni­gung ist ver­mut­lich ein The­ma, das bei den wenigs­ten Unter­neh­men auf der Agen­da steht, wenn es dar­um geht, Kos­ten zu redu­zie­ren. Nicht mehr put­zen zu las­sen, ist schließ­lich kei­ne Option.

Unse­rer Erfah­rung nach besteht in nahe­zu jeder Orga­ni­sa­ti­on viel Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al im Faci­li­ty­ma­nage­ment. Die Schwie­rig­keit ist zu wis­sen, wo sie lie­gen und wie man sie angeht.

Häu­fig wer­den in die­sem Bereich Dienst­leis­ter enga­giert, deren Kos­ten redu­ziert wer­den kön­nen, – natür­lich ohne dass die Qua­li­tät dar­un­ter lei­det oder Dienst­leis­ter und ihre Ange­stell­ten für ihre Arbeit nicht gebüh­rend ent­lohnt werden.

Bei einem Kun­den aus dem Mit­tel­stand mit diver­sen Lie­gen­schaf­ten für Ver­wal­tung und Pro­duk­ti­on haben wir uns die­sen Bereich näher ange­se­hen. Für alle Gebäu­de war der glei­che Rei­ni­gungs­dienst­leis­ter tätig, mit des­sen Leis­tung unser Kun­de sehr zufrie­den war und des­halb trotz regel­mä­ßi­ger Neu­aus­schrei­bung den bestehen­den Ver­trag ohne nen­nens­wer­te Ände­run­gen mehr­mals ver­län­gert hat.

Um Kos­ten­op­ti­mie­rungs­po­ten­zia­le auf­zu­de­cken, haben wir uns alle vor­han­de­nen Daten ange­se­hen: das voll­stän­di­ge Leis­tungs­ver­zeich­nis, Raum­bü­cher, den Rei­ni­gungs­ver­trag sowie eine Kos­ten­auf­stel­lung eines Jah­res inkl. Sonderreinigungen.

Als Fol­ge der Prü­fung die­ser Doku­men­te und Vor-Ort-Stich­pro­ben konn­ten wir ver­läss­lich Abwei­chun­gen iden­ti­fi­zie­ren. Wir fan­den her­aus, dass ein neu­es Flä­chen­auf­maß erfor­der­lich war.

Wir nutz­ten die neu gewon­ne­nen Daten, um eine eige­ne, genaue Poten­zi­al­ana­ly­se zu erstel­len. Beim Kal­ku­la­ti­ons­con­trol­lings stell­ten wir dann wei­te­re maß­geb­li­che Abwei­chun­gen zuguns­ten unse­res Kun­den fest.

Anschlie­ßend gab es eine neue Aus­schrei­bung für die Gebäu­de­rei­ni­gung, in die unse­re Erkennt­nis­se ein­flos­sen. Für die Teil­neh­mer führ­ten wir Orts­be­ge­hun­gen durch und klär­ten Fra­gen. Wir prüf­ten die Ange­bo­te auf Mach­bar­keit und Plausibilität.

Unser Man­dant ent­schied sich schließ­lich erneut für den bestehen­den Rei­ni­gungs­dienst­leis­ter, spart nun aber jähr­lich 20 Pro­zent (das ent­spricht einem sechs­stel­li­gen Betrag) und bekam eine Sofort­gut­schrift in fünf­stel­li­ger Höhe.

Spre­chen Sie mit uns über Ein­spa­rungs­po­ten­zi­al im Indi­rect Pro­cu­re­ment in Ihrem Unter­neh­men. Ver­ein­ba­ren Sie ein­fach einen kos­ten­lo­sen Online-Bera­tungs­ter­min mit uns.